Sustainability Heroes @ NTT DATA: Rebecca Bregant im Interview über ihr Engagement für die Elektrifizierung Afrikas durch IoT-gestützte Solarprodukte | NTT DATA

Di, 26 September 2023

Sustainability Heroes @ NTT DATA: Rebecca Bregant im Interview über ihr Engagement für die Elektrifizierung Afrikas durch IoT-gestützte Solarprodukte

Rebecca Bregant setzt sich für die Elektrifizierung in Entwicklungsländern ein und war dafür in ländlichen Regionen Afrikas unterwegs, um Solarsysteme zu installieren.

In unserer Sustainability-Reihe stellen wir Kolleg:innen vor, die sich sozial engagieren. Rebecca Bregant ist Senior Consultant Service Line Automotive & Portfolio Engineering bei NTT DATA. Sie setzt sich für die Elektrifizierung in Entwicklungsländern ein und war dafür in ländlichen Regionen Afrikas unterwegs, um Solarsysteme zu installieren.

1. Was machst du bei NTT DATA? 

Ich bin seit Januar 2023 Senior Consultant in den Bereichen Service Line Automotive und Portfolio Engineering. Aktuell leite ich zwei Software-Weiterentwicklungsprojekte im Bereich Hard- und Software-Testing sowie zu Updates bei Fahrzeugen.

2. Du engagierst dich für den Einsatz von IoT-basierten Solarprodukten zur Elektrifizierung ländlicher Gebiete in Afrika. Erzähl uns mehr darüber.

Vor fünf Jahren habe ich mit zwei Freunden die Social Company “PineBerry” (damals noch mango solar) gegründet, die sich für Elektrifizierung einsetzt – hauptsächlich in Kenia, Uganda, Südafrika und Nigeria. Ich war verantwortlich für Marketing, Kommunikation und Vertrieb und bin jetzt ehrenamtlich als strategische Beraterin tätig.

Warum ist Elektrifizierung so wichtig? 
Fast eine Milliarde Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu Elektrizität – kein Licht, keinen Kühlschrank, keine Möglichkeit, das Handy aufzuladen. Etwa 60% von ihnen leben in ländlichen Gebieten in Subsahara-Afrika. Dort fehlt es an Geld und Infrastruktur. Deshalb zünden die Menschen Kerosinlampen an, sobald es dunkel wird. Diese erzeugen jedoch giftige Dämpfe, die vor allem für Kinder sehr gesundheitsschädlich sind. Außerdem belasten sie die Umwelt und bergen Brandgefahr. Doch nicht nur fehlende Lampen sind ein Problem: Die Mehrheit der Landbevölkerung lebt von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und ist stark vom Wetter abhängig. Wenn es nicht regnet, fällt die Ernte aus – und selbst wenn sie gut ausfällt, gibt es keinen Strom für einen Kühlschrank. 40% der Ernte verdirbt!
Die Lösung ist einfach: Man nutzt dezentrale Solarenergie, so genannte Inselsysteme. Diese sind meist Plug-and-Play, schnell zu installieren und einfach zu bedienen. Sie laden Batterien, die dann zum Beispiel Lampen und Kühlschränke betreiben. Wir sind von Dorf zu Dorf gefahren, haben mit den Menschen gesprochen und Solarsysteme installiert. Eines meiner Highlights war eine kleine Bar in der Dorfmitte: Wir haben Lampen über dem Billardtisch aufgehängt, sodass man auch nachts gut spielen konnte. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt. 
Leider können sich die meisten Menschen eine solche Solaranlage nicht auf Anhieb leisten. Viele lokale Händler gehen deshalb ein großes Risiko ein, weil die Zahlungssicherheit nicht gewährleistet werden kann. Das bremst die Elektrifizierung und den wirtschaftlichen Fortschritt in solchen Regionen enorm. Zudem arbeiten viele mit Stift und Papier, um Kunden und Produkte zu verwalten. Hier wollten wir ansetzen und haben eine „Everything-as-a-Service“-Plattform entwickelt. Die Plattform ermöglicht es lokalen Vertriebsmitarbeitenden und Händlern, ihre Produkte vor Ort über eine IoT-Anbindung zu verwalten und den Endkunden eine Pay-As-You-Go-Finanzierungsoption anzubieten. Das funktioniert so: Der Endkunde bezahlt die Rate, das Solarsystem läuft für die bezahlte Zeit und schaltet sich dann wie eine Jukebox automatisch ab. Nach einer gewissen Zeit hat der Endkunde das System vollständig abbezahlt und es gehört ihm. 

3. Wann und warum hast du angefangen, dich nachhaltig zu engagieren? 

Während meines Studiums bin ich zum ersten Mal mit dem Thema Elektrifizierung in Berührung gekommen und habe mich dann immer mehr damit beschäftigt. Ich fand es erschreckend, dass so viele Menschen auf der Welt keinen Zugang zu Strom haben – etwas, das für uns selbstverständlich ist. Nach einigen inspirierenden, aber auch sehr bedrückenden Reisen während meines Studiums nach Ghana und Kenia war für mich klar: Hier will ich etwas verändern! Vor allem die Begegnungen mit den Menschen haben mich sehr berührt. Ich habe viel Elend gesehen, aber auch viel Hoffnung und Lebensfreude. Also habe ich mit zwei Kommilitonen dann beschlossen, etwas zu bewegen – so entstand unsere Social Company mango solar bzw. heute PineBerry.

4. Was sind deine Pläne für die Zukunft? 

Wir entwickeln unsere IoT-Plattform in engen Co-Creation-Projekten mit unseren Stakeholdern stetig weiter – von den Anfängen mit „Energy-as-a-Service“ über „Water-as-a-Service“ bis hin zu „E-Mobility-as-a-Service“. Der Markt ist sehr schnelllebig und die Innovationszyklen sind kurz. Zudem ist die Finanzierung in afrikanischen Ländern noch immer eine große Hürde. Wir arbeiten derzeit an einer Blockchain-basierten Impact Investment Plattform, ähnlich dem Crowdfunding, über die Menschen aus aller Welt transparent und sicher in Solarprodukte in ländlichen Gebieten Afrikas investieren können. Darüber durfte ich letztes Jahr auch auf einer TED-Konferenz sprechen.

5. Nimmst du aus deinem Engagement etwas in deinen Arbeitsalltag mit?

Klar! Durch mein Engagement lerne ich eine bunte Mischung aus fachlichen Kompetenzen im Bereich (soziales) Unternehmertum – zum Beispiel Organisationsaufbau, Strategieentwicklung, Finanzakquise und Investor Relations, Leadership, Teamaufbau, Marketing, Sales und After Sales. Darüber hinaus habe ich mir über die Jahre eine ganze Reihe an Soft Skills angeeignet, wie interkulturelle Zusammenarbeit, Konfliktlösung, Ambiguitätstoleranz, Resilienz, Empathie oder Diplomatie. Solche Fähigkeiten sind im Arbeitsalltag natürlich sehr hilfreich. Ich habe auch gelernt, meine Komfortzone zu verlassen, und ich denke, das sollte jede:r regelmäßig tun – denn Wachstum findet zum Großteil außerhalb der eigenen Komfortzone statt.

6. Gibt es sonst noch etwas, das du loswerden möchtest? Hast du eine Botschaft für uns?

Die Welt ist im ständigen Wandel und die globalen Themenschwerpunkte verändern sich, gerade in Hinblick auf Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility & Co. Ich möchte dazu beitragen, diese Themen bei NTT DATA noch stärker zu verankern. Ansonsten tausche ich mich sehr gerne mit Gleichgesinnten aus, trotz des fordernden Projektalltags – Zeit für einen Coffee Talk muss sein!


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